Ohne Titel (Grüne Säule)
Künstler: Erich Reusch (*1925), Neuenrade
Ort: parkartiger Außenraum an der Südseite der Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Campus der Universität
Objekt: grün lackiertes Aluminium & Steine (Anröchter Dolomit), 1992/93
Zuständigkeit: Niedersächsische Universitätsbibliothek Göttingen
Er holte die Skulptur vom Sockel, verflachte sie fast bis auf Bodenniveau, brachte sie raumgreifend in die Landschaft ein und dehnte sie weit über offene Flächen hinweg aus. Erich Reusch, der an der HBK Berlin Bildhauerei und Architektur studierte und noch bis 1964 als Architekt tätig war, gehört zu den Künstlern, die bereits in den 50er Jahren der plastischen Kunst in Deutschland eine neue Richtung aufzeigten. Er untersuchte und überarbeitete anhand minimaler, skulpturaler Setzungen vorgefundene Raumstrukturen. Seine Vorstöße in den Raum bezeichnete er konsequent als umraumbezogene Skulptur. Eigens für ihn richtete die staatliche Kunstakademie Düsseldorf 1973 den Lehrstuhl für „Integration Bildende Kunst und Architektur“ ein.
Ohne sich als Vorreiter von Land-Art oder amerikanischer Minimal Art feiern zu lassen, deren Innovationen er in einigen seiner frühen Werke dennoch vorweggenommen hatte, ebnete Reusch der Skulptur den Weg in den Raum. Das zeigen selbst zwei so unterschiedliche Werke wie seine Bodenskulptur auf der documenta VI (1977) und die 15 Jahre später entstandene, weithin sichtbare Raumskulptur für das Außengelände der neuen Göttinger Universitätsbibliothek. Die markante, blaugrün lackierte Aluminiumsäule ist kein skulpturaler Solist vor gläserner Stahlarchitektur. Elf bruchrauhe Steintrabanten aus bläulich-grünem Anröchter Stein, jeder für sich genommen bis zu zwei Meter hoch, sorgen als bodenständige, zurückhaltende Markierungen für eine räumlich-platzartige Durchstrukturierung der leicht ansteigenden Geländefläche. Die Farbwahl von Steinen und Säule, die zwischen Himmelblau und Rasengrün vermittelt, tut ein Übriges, das ausgedehnte skulpturale Ensemble über die Weite der gesamten Rasenfläche hinweg sicher zu verankern. Es ist allerdings die gezielte sieben Grad Neigung der 15 Meter langen Aluminiumröhre, mit der sie zwei Meter ihrer Höhenerstreckung verliert, die den Raum zum optischen Ereignis macht. Erst durch diesen Verzicht auf eine radikale, steile Senkrechte gelingt die optische Verschränkung des Übergangs von Universitätsgelände in die städtebauliche Situation.
Siehe auch:
www.erich-reusch.de