Genesis
Künstler: Giancarlo Sangregorio (*1925) , Mailand
Ort: Hiroshimaplatz 1-4, Neues Rathaus, Vorplatz Amtshaus
Objekt: Diorit, Granit & Serpentin, 1974 (aufgestellt 1979)
Zuständigkeit: Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen
Die fast als kombinatorisch zu bezeichnende Materialbehandlung, die die Steinskulptur aus dreierlei Gesteinssorten vor dem Göttinger Amtshaus auszeichnet, ist ungewöhnlich. „Incastri“ nennt Giancarlo Sangregorio seine Arbeiten, in denen er Materialien unterschiedlichster Beschaffenheit und Herkunft wie Holz (seit 1967) oder Glas (in seinen neueren Arbeiten), vor allem aber Stein zu skulpturalen Gebilden zusammenbringt. Die gewählte Bezeichnung ist für das bildhauerische Verfahren von Sangregorio programmatisch.
Der lombardische Bildhauer, der in den 40er Jahren in Mailand Schüler von Marino Marini war, wendete sich nicht der figürlichen Darstellung zu, in der die italienische Kunst selbst bei ihren Versuchen, diese Tradition zu modernisieren, noch bis in die 60er Jahre stark verhaftet war. Ebenso hält seine bildhauerische Arbeit Distanz zu den plastischen Nachbildungen organischen Wachstums. Seine Skulpturen bestehen aus zueinander in Beziehung gesetzten, einander näher gebrachten Einzelstücken: Bei der Göttinger Skulptur sind es olivgrüner Serpentin mit marmorähnlicher, weißer Maserung von verhältnismäßig geringer Härte, harter, grobkristalliner Granit und mittelharter, einheitlich schwarzer Diorit. Ihre Materialeigenschaften bleiben in der Art und Weise, in der Sangregorio sie bearbeitet, sichtbar und grenzen die drei Gesteinsarten, trotz der montierenden Annäherung, voneinander ab.
Was selbst der Nachfolgegeneration Rodins noch als unverzeihlicher Verstoß gegen eine anzustrebende Ganzheitlichkeit des bildhauerischen Werkes gilt, macht sich Sangregorio zum Prinzip: Eine sichtbar gelassene Zusammensetzung von stark unterschiedenen Materialstücken. Damit formuliert er einen eigenständigen Weg zwischen den großen Strömungen von konstruierender und modellierender Kunst, indem er einem Zimmermann vergleichbar, mit Verzahnung von Einschnitten und Ausbuchtungen, Einschachtelungen und Steckverbindungen die steinernen Einzelteile zu skulpturalen Kombinationen zusammenfügt.
Die erste Kunstausstellung nach Eröffnung des Neuen Rathauses zeigte Werke des italienischen Bildhauers Giancarlo Sangregorio. Aus der Ausstellung kaufte die Stadt Göttingen 1979 die Skulptur "Genesis 1968". Sie steht auf der Rasenfläche vor dem restaurierten Göttinger Amtshaus.
Der Künstler wählte für seine Arbeit Granit und Serpentin. Aus der Verschiedenfarbigkeit dieser beiden Steinmaterialien gewinnt die Skulptur vor dem Eingang des Rathauses ihren besonderen Charakter.