Gänselieselbrunnen
Künstler: Paul Nissen (1869-1950), Bildhauer aus Charlottenburg und Heinrich Stöckhardt (1842-1920), Architekt aus Berlin
Ort: Altes Rathaus, Marktplatz
Objekt: Brunnen mit Bronzeskulptur, 1901
Das Gänseliesel befindet sich auf dem Göttinger Marktplatz vor dem Alten Rathaus. Die Figur stellt ein barfüßiges Mädchen in einfacher Kleidung dar, das drei Gänse trägt. Geschaffen wurde der Gänselieselbrunnen 1901 von dem Bildhauer Paul Nissen und dem Architekten Heinrich Stöckhardt.
Das sandsteinerne Brunnenbecken hat einen Durchmesser von 4,40 Meter. Das bronzene Gänseliesel selbst ist 1,20 Meter hoch und steht unter einem mit Blüten geschmückten Baldachin, der ebenfalls aus Bronze ist. Die Höhe der Gesamtkomposition inklusive der Wetterspitze beträgt 7,10 Meter. Der Magistrat hatte sich nach langen Diskussionen für die Marktmitte als Standort des Brunnens entschieden, wo das Gänseliesel bis zur Neugestaltung des Marktplatzes 1968 stand. Bei Renovierungsarbeiten im Jahr 1990 wurde die Figur durch eine Nachbildung ersetzt. Das Original befindet sich nun im Städtischen Museum.
Zur Neugestaltung des Marktbrunnen hatte der Magistrat der Stadt Göttingen bereits 1898 einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dem die Jury dem Entwurf "Gänsemädel" allerdings nur den zweiten Preis zuerkannte.
Die Studentenschaft bezog die Brunnenanlage sofort in ihr Brauchtum ein. In seiner "Geschichte des Göttinger Gänseliesels" schreibt Dr. Günther Meinhardt:
"Jeder neuimmatrikulierte Student musste dem Gänseliesel seine Aufwartung machen, woraus sich sehr bald die Pflicht entwickelte, auf den Brunnen zu klettern und die junge Dame, die ja beide Hände voll hat, zu küssen. ( ... )
Nach dem Ersten Weltkriege stieg die Zahl der Studenten stark an. Da jeder neu in Göttingen Immatrikulierte sich verpflichtet fühlte, die Brunnenfigur zu küssen, herrschte in so mancher Nacht auf dem Marktplatz ein allzu reges Treiben, weshalb sich die Polizei veranlasst sah, am 31. März 1926 eine Verordnung zu erlassen, die das Erklettern des Marktbrunnens und ein Küssen des Gänseliesels unter Strafe stellte. (...)"
Obwohl die Polizei das Küssen, solange es ohne Lärm vonstatten ging, in der Folgezeit toleriere, wurde das Kussverbot erst endgültig zum 100jährigen Bestehen des Gänseliesel (7. Juni 2001) vom Göttinger Rat während der Feierlichkeiten in aller Öffentlichkeit aufgehoben.